GESCHICHTE DES MUSEUMS

Die Erzabtei St. Ottilien ist das älteste katholische Missionshaus Deutschlands. Im November 1887 brachen die ersten Missionare der noch jungen Klostergemeinschaft nach Ostafrika auf.

Auf Anregung des Superiors der Gemeinschaft, P. Andreas Amrhein OSB, wurden Gegenstände aus dem Lebensumfeld der Missionare nach St. Ottilien zurückgeschickt. Diese volkskundlichen, künstlerischen und religiösen Objekte, Tierfelle und Pflanzen dienten der Unterweisung der neu in die Klostergemeinschaft eingetretenen jungen Männer und bereiteten sie auf ihren Einsatz im Missionsgebiet vor.

P. Amrhein war wie auch seine Nachfolger überzeugt, dass Mission auf Augenhöhe in fremden Kulturen nicht möglich sei ohne eine gründliche Kenntnis von Sprache, Kultur, Religion und Lebensweise der einheimischen Bevölkerung.

Die Sammlung wuchs rasch an. Ab 1891 wurde geplant, ein Museum einzurichten. 1896 findet sich im Archiv der Erzabtei erstmals die Erwähnung eines "Afrika-Museums", dessen Initiator Missionsprokurator P. Dominikus Enshoff OSB war. Auch der erste Erzabt, Norbert Weber OSB (1870 - 1956), unterstützte Einrichtung und Ausbau des Museums.

Umzüge

1902/03 zog das Afrika-Museum in einen eigens errichteten Anbau des heute nicht mehr existierenden Pfortenhäuschens vor der Ostseite des Klosters um. Der Bau war stimmungsvoll, erwies sich aber als unpraktisch, da die Exponate dem eindringenden Regenwasser und der Sonne ausgesetzt waren.

1907/08 übersiedelte das Museum deshalb in den heutigen Altbau des Exerzitienhauses. Die zoologische und ethnologische Sammlung - bisher getrennt ausgestellt - wurden zusammengeführt.

Mit der Planung des Klosterneubaus zwischen Kirche und Südflügel wurden größere Räumlichkeiten für ein Museum und eine Präparationswerkstatt eingeplant. Ab September 1911 begann in Etappen der Umzug der Exponate in die neuen Räume. Der ausgebildete Ethnologe P. Meinulf Küsters OSB war selbst Sammler und strukturierte die Präsentation.

Erweiterung und Umbenennung

Mit der Ausdehnung der Mission auf Korea ab 1909 gewann das Museum eine neue Abteilung hinzu. Das Afrika-Museum wurde in "Missionsmuseum" umbenannt.

Neben den naturwissenschaftlichen und ethnologischen Exponaten gab es auch arrangierte Szenen mit lebensgroßen Figuren wie z.B. die Behandlung von Aussätzigen durch eine Missionsschwester. Diese Szenen, die noch auf alten Postkarten und Leporellos zu finden sind, wurden in den 1950er Jahren wieder entfernt.

Immer wieder wurden Exponate aus dem Missionsmuseum verliehen, z.B. für die Weltmissionsausstellung 1925 in Rom oder zum Eucharistischen Weltkongress 1960 in München.

Die Bestände des Museums wuchsen ab 1935 kaum noch, wurden jedoch bis in die 1970er Jahre ergänzt durch Zukäufe aus dem Kunsthandel und neue kunsthandwerkliche Stücke, die die Äbte bei ihren Reisen zu anderen Missionsklöstern der Ottilianer Kongregation als Geschenke erhielten.

Sanierung und Neuausrichtung

Zwischen 2011 und 2015 wurden Museum und Depot umfassend klimatechnisch saniert, um den Erhalt der Sammlungen und der historischen Präsentation dauerhaft zu sichern. Die Dauerausstellung wurde neu konzipiert und mit einem modernen museumspädagogischen Konzept erschlossen.

Parallel zu diesen Maßnahmen wurde der gesamte Objektbestand katalogisiert und von Experten wissenschaftlich untersucht; die Provenienzforschung wurde 2018 abgeschlossen.

Unser Museum steht in seiner Ausrichtung und seiner Anbindung an die Erzabtei St. Ottilien weiterhin in der Tradition missionarischer Sammlungen. Noch heute wird die Ausstellung in die Ausbildung von Anwärtern zum Eintritt in die Klostergemeinschaft integriert, um historische Entwicklungen aufzuzeigen.

Die Basis für eine auf die Zukunft gerichtete und zeitgerechte Nutzung unserer Sammlungen bilden jedoch wissenschaftliche Erschließung und moderne Museumsarbeit. Unser Ziel ist es, die Dauerausstellung als vielfältige Kontaktzone zu entwickeln, die auch Herkunftskulturen einbezieht.