Ein koreanischer Bronzespiegel (donggyeong) aus der Goryeo-Zeit

Vor der Einführung von Glasspiegeln wurden im alten Korea Spiegel aus polierter Bronze benutzt. Die ältesten Spiegel sind mehr als 2400 Jahre alt und lassen sich damit in die Späte Bronzezeit einordnen. 

Die mit Kreisen und einfachen geometrischen Muster verzierten Spiegel wurden von Schamanen als Ritualgegenstände verwendet. Sie sollten übernatürliche Kräfte haben und wurden daher oft als Grabbeigaben hochrangiger Mitglieder der Gesellschaft gefunden.

Während der Goryeo-Zeit (918-1392 n. Chr.) hatte die Metallbearbeitung große Fortschritte gemacht. Zudem war Korea reich an dem für Bronze benötigten hochwertigen Kupfer. Im Laufe der Zeit entwickelten sich auf den Rückseiten der Spiegel immer feinere und komplexere Muster.

Die Spiegel waren ein nicht nur von Frauen, sondern auch von adeligen Männern und Regierungsbeamten genutztes Utensil zur Schönheitspflege. Sie konnten hängend an der Kleidung getragen werden, indem man eine Schnur durch den Knauf in der Mitte fädelte. Auch gab es spezielle Gestelle, auf denen die Spiegel platziert wurden.

Vom königlichen Hof wurde am 7. Tag des neuen Mondjahres jedem Hofbeamten im Rahmen einer Zeremonie ein Bronzespiegel mit glückverheißenden Symbolen überreicht. Auch in der Goryeo-Dynastie waren die Spiegel Luxusgüter, die ihren Besitzern mit ins Grab gegeben wurde. 

Die Bronzespiegel wurden in großer Menge in Werkstätten oder Familienbetrieben in China gefertigt und nach Korea importiert. Dort wurden die Formen und Muster für lokal hergestellte Spiegel kopiert. Aus diesem Grund kann die Herkunftsregion eines Spiegels oft nur schwer festgestellt werden.

Der im Museum gezeigte, stark oxidierte Bronzespiegel wurde von Erzabt Norbert Weber auf seiner zweiten Koreareise 1924/25 erworben.

Die Rückseite zeigt buddhistische Motive. Rund um den Knauf in einem innersten Kreis eine Lotosblume, Symbol der Erleuchtung. 

Im mittleren großen Kreis zwei elegant durch die Luft fliegende Drachen. Der Glück verheißende Drache ist auf Goryeo-zeitlichen Spiegeln ein häufig anzutreffendes Motiv, das die Macht des Herrschers symbolisiert und mit übernatürlichen Kräften assoziiert wird. Die beiden Drachen fliegen in unterschiedliche Richtungen und jagen einem sogenannten cintamani (Wunschjuwel) nach, einem legendären Edelstein, der, so heißt es, seinem Besitzer alles gibt, wonach er sich sehnt.

Im äußersten Kreis sind Wolken- bzw. Wellenmotive zu sehen. Die Wasser gebende, Leben spendende Kraft des Drachen wird dadurch hervorgehoben.