SILBERTAUSCHIERUNG - EINE ALTE HANDWERKSKUNST
Als Tauschierung wird die Technik der Einlegearbeit auf Metalloberflächen bezeichnet, ähnlich den Intarsien in Holz. Der Name ist abgeleitet von arabischen Wort für Färben, tauschija.
Meist werden edle weichere Metalle wie Silber oder Gold in härtere Metalle - Eisen, Stahl, Bronze oder Kupfer - eingearbeitet. Die Ornamente entstehen durch das Anlegen von schmalen Linien, aber auch die Tauschierung ganzer Flächen ist möglich. Durch den Farbkontrast entstehen Muster und Verzierungen, die das Trägermaterial aufwerten.
Mit einem Stichel, Meißel oder Schlagstempel wird das Muster ins Metall eingeritzt. Die seitlichen Kanten dieser Vertiefungen werden speziell eingeschnitten, damit das Dekormetall später sicher verankert bleibt. Das Edelmetall wird aufgelegt und mit einem Werkzeug eingepresst oder eingehämmert. Danach wird die Oberfläche geglättet, geschliffen und poliert.
Erste Tauschierversuche sind bereits aus der Bronzezeit bekannt, so z.B. bei der Himmelsscheibe von Nebra (um 1600 v. Chr.). In der Antike wurden Waffen, Schmuck und Pferdegeschirr mit Tauschierarbeiten verziert.
Im Frühmittelalter der Merowingerzeit (um das 7. Jahrhundert) war das Tauschieren besonders bei den Alamannen, Thüringern und Franken geschätzt. Auch hier wurde die Technik bei Waffenteilen, Beschlägen, Rüstungen und Pferdegeschirr eingesetzt.
In Korea war vor allem die Silbertauschierung auf dem Grundmaterial Eisen bekannt. Aus der Sammlung des Missionsmuseums zeigen wir eiserne Dosen für Tabak oder Räucherwerk mit Silbertauschierung; aber auch Tabletts und andere Gegenstände wurden mit dieser Technik in reicher Ornamentik und Symbolen für Glück und langes Leben verziert. Dies ist vor dem Hintergrund verständlich, dass das Rauchen, insbesondere das Pfeifenrauchen, im alten Korea als gesundheitsfördernd galt. Diese mit Silbertauschierung reich verzierten Behältnisse zur Aufbewahrung von Tabak waren jedoch der Oberschicht vorbehalten.
Heute wird die Technik des Tauschierens vor allem noch im orientalischen Kulturkreis bei Gegenständen aus Kupfer und bei teuren Jagdwaffen gepflegt.
Wegen des hohen Arbeitsaufwands wird die Technik nur noch von wenigen Goldschmieden, Kunstschmieden oder Graveuren eingesetzt.
Rundes eisernes Tablett (eunsanggampyeonjegi-jeobsi), frühes 20. Jh.
Tablett aus Eisen, Linientauschierung mit Silberdraht in drei konzentrischen Kreisen. Im inneren Kreis ein geometrisches Dekor, im zweiten Kreis vier Fledermäuse. Die Fledermaus wurde traditionell als Symbol für Glück verwendet, da das chinesische Schriftzeichen für Fledermaus gleich ausgesprochen wird wie das koreanische Zeichen für Glück.
Der äußere Kreis schließt mit einem geometrischen Dekor ab. Die flache Form legt nahe, dass dieses Gefäß vermutlich als Sockel für ein anderes Gefäß verwendet wurde.
Paar Steigbügel (maldeungja / ma-balgeori), 19. Jh.
Die Steigbügel wurden mit einem Lederriemen am Sattel befestigt, der durch die Öse in der Mitte der Bügel gefädelt war. Berittene Soldaten konnten im Kampf ihr Gewicht auf die Steigbügel legen und ihre Hände frei benutzen.
Dieses Steigbügelpaar zeichnet sich durch eine rechteckige Trittfläche aus, auf die Holz aufgelegt war, um ein Abrutschen zu verhindern. Die Seitenteile der Trittfläche sind mit einem durchbrochenen Swastikamuster verziert, einem im Hinduismus und Buddhismus seit Jahrtausenden gebräuchlichen religiösen Glückssymbol. Die Steigbügel sind mit diagonalen Linien aus Silbereinlagen verziert.
Sie sind auf einem Foto zu sehen, das P. Placidus Vogel bei seinem Koreabesuch im Jahr 1911 aufgenommen hat, so dass sich der Zeitraum ihrer Anschaffung grob abschätzen lässt.
Eiserner Leuchter (chotdae), spätes 19. Jh.
Eine Besonderheit des vierteiligen Kerzenleuchters mit Boden und Ständer sind die zwei aufsteckbaren blattförmigen Kerzenschirme mit Fledermaus-Dekor und dem chinesischen Schriftzeichen hui (Glück, doppelte Freude). Sie sorgen zum einen dafür, dass die Flamme bei Zugluft nicht verlöscht, reflektieren aber auch das Licht und verstärken dadurch die Helligkeit.
Am oberen Ende des Ständers ist eine Art Fahne angebracht. Sie zeigt zwei Drachen, die um eine yeouiju (Zauberperle) kämpfen. Am Fahnenrand befindet sich ein eidechsenähnliches Fabeltier.
Ständer und Boden des Leuchters sind mit Silbertauschierung verziert. Der Ständer ist mit ziseliertem Pflanzendekor geschmückt und der Boden ist in drei Kreise geteilt, die (nur noch schwach sichtbar) achtblättrige Blüten, Bambus, einen Drachen und Gras zeigen. Der Rand des Bodens ist nach außen gebogen. Auf ihm befinden sich Sanskrit-Schriftzeichen und Pflanzengravuren.
Das kunstvolle Design des Leuchters legt eine Verwendung im Königshaus nahe. Das Inventarbuch des Museums gibt aber an, dass das Objekt ein königliches Geschenk für einen Tempel war.
Sammler war Erzabt Norbert Weber, der in seinen Reiseerinnerungen schrieb: "Hier freue ich mich die Bemerkung einflechten zu können, daß es mir glückte, einen herrlichen Leuchter zu bekommen, gleichfalls aus Eisen mit eingehämmerten Silberverzierungen. Er entstammt der Zeit, in der in Korea Kunst und Kunsthandwerk blühten, und stand jedenfalls, aus seiner ungewöhnlichen Größe zu schließen, einst in einem Tempel. Er ist ein Meisterwerk der feinen Stilisierung und der geschmackvollen Raumverteilung…" (N. Weber: In den Diamantbergen Koreas, 1927, S.49)
Sechseckiges Messingkästchen mit Deckel (baekdong subokmun yukgak-hab), 19./20. Jh.
Auf dem Deckel und an den Wänden sind Symbole und Schriftzeichen eingraviert, die langes Leben und Glück bedeuten.
Sechseckige Tabaksdose (eunipsa-yukgak-sibjangsaengmun-hap), 19. Jh.
Solche Behältnisse waren im frühen 19. Jahrhundert in Mode und wurden von reichen Mitgliedern des Adels bevorzugt, als Tabakblätter populär wurden. Die sechs Seitenwände sind mit eingelegten Silbermustern von zehn 10 Symbolen für langes Leben verziert, darunter eine Schildkröte, ein Kranich und ein Hirsch, eingerahmt von einem Band.
Der Deckel zeigt geometrische Figuren, unter anderem das "Sieben-Schätze"-Motiv mit stilisierten Blüten.
Sechseckige Räuchergefäß-Dose mit Deckel (eunipsa-yukgak-sibjangsaengmun-hap), 19./20. Jh.
Auch auf diesem Behältnis aus Eisen Silbertauschierungen mit zehn Symbolen für langes Leben.
Der abgebildete Kranich steht für ewige Jugend und Treue. Kraniche haben eine lange Lebensdauer und wählen einen Partner fürs Leben. Sie haben weiße Federn, die Reinheit und Anmut symbolisieren. Kraniche können hoch fliegen, was sie dem Himmel näher bringt.
Tabaksdose mit Griffen und Schiebedeckel (eunipsa-sagak-dambae-hab), 19. Jh.
Der Schiebedeckel ist mit dem chinesischen Schriftzeichen su verziert, das "Langlebigkeit" bedeutet. Es wird umschlossen von einem kreisförmigen Band mit dem sogenannten Sieben-Schätze-Muster vor dem Hintergrund eines Gittermusters.
Die Messingplatte mit Griff auf der Vorderseite hat einen runden Knopf, über den der Schiebedeckel entriegelt werden kann.
Längliche Tabaksdose mit Deckel (eunipsa-sagak-dambae-hab), 19. Jh.
Auf dem Deckel das chinesische Schriftzeichen hui für Freude und doppeltes Glück. Die vier Seiten des Korpus sind mit Kranich, Lingzhi-Pilzen, Kiefer, Schildkröte und anderen Symbolen für Langlebigkeit und Glück geschmückt. An jeder Ecke des Bodens sind kuppelförmige Beine angebracht.
Die Innenseite ist schwarz lackiert, der Boden ist zum Schutz vor Feuchtigkeit mit Bitumen beschichtet. Solche Dosen waren bei Hofbeamten der späten Joseon-Zeit (19. Jh.) in Mode.
Sechsbogiges Tablett (eunsanggamyukyeonyeob-jeobsi), 19./20. Jh.
Das Tablett in der sogenannten Lotusform ist mit Fledermäusen und geometrischen Mustern in Linientauschierung verziert.
Runde Dose (eunipsa-wonhyung-eohaemun-hap), 19./20. Jh.
Der Deckel ist fein mit geometrischem Dekor ziseliert. An den Wänden der Dose Darstellungen eines Fisches und eines Krebses.
Dose zur Aufbewahrung von Tabakblättern (eunipsa yukgak sibjangsaengmun hap), 19. Jh.
Dieser sechseckige Behälter diente zur Aufbewahrung von Tabakblättern. Der Deckel weist in der Mitte ein schematisiertes Muster des Schriftzeichens su (Langlebigkeit) auf.
Der Korpus ist mit Mustern eingelegt, die Langlebigkeit und eheliche Harmonie symbolisieren, darunter Hirsche, Schildkröten und ein Paar Mandarinenten. Der Behälter steht auf drei Füßen.