Schülerinnen und Schüler, Studierende und Wissenschaftler im Missionsmuseum

 

Seit der Wiedereröffnung im Mai nach fast einem halben Jahr Corona-bedingter Schließung war unser Museum immer wieder ein besonderer Bildungsort für Schule, Universität und Forschung.

Besonders häufig kamen Schülerinnen und Schüler unseres Gymnasiums ins Missionsmuseum. Manche Kolleginnen und Kollegen nutzten die Räume wieder als Ziel eines Unterrichtsgangs: für Einheiten in Biologie zum Beispiel, wenn es um die Vielfalt und Systematik von Säugern, Vögeln und Insekten geht. Auch für die Fächer Religion und Geschichte ist das Museum ein geeigneter außerschulischer Lernort.

 

Einer der Geschichtslehrer traute sich dort an das schwierige, aber öffentlich immer stärker diskutierte Thema "Kolonialismus" heran. Hierfür kamen auch einige Objekte zum Einsatz, die sonst im Depot schlummern, wie bestimmte Tiertrophäen, Tropenhelme, aber auch die berüchtigten Peitschen aus Nilpferdhaut. Mag sein, dass Objekte aus diesem Kontext bald einmal in einer Sonderausstellung zu sehen sein werden, denn wir sind mehr und mehr gefordert, uns dem Thema „Mission und Kolonialismus“ zu stellen, worüber wir sicher in einem späteren Newsletter berichten.

 

 

Auch bei den Besinnungstagen unserer Schulklassen gehörten Einheiten im Missionsmuseum zum Programm, sei es, dass sich Sechstklässler als Firmlinge den Begriff "Mission" erarbeiten, wofür ein kleines Quiz erstellt wurde, oder sei es in eher kreativen Aktionen. Die Kinder konnten sich beispielsweise maskieren und verkleiden mit den zahlreichen Kangas (ostafrikanische Tücher als Frauenkleidung) und Maasai-Tüchern, die wir dafür vorhalten. Touristische Trommeln und Schilde und vieles andere mehr, was wir als Hands-on-Objekte in den pädagogischen Räumen lagern, gaben die Ausrüstung. Damit ging es dann auf Fotosafari. Ambiente und Hintergründe suchten sich die Jugendlichen in den Museumsräumen, vor Vitrinen, Tierdioramen, Personen-Gemälden oder -Fotos.

 

Die mit dem Smartphone geschossenen Fotos bleiben natürlich privat, werden aber in den Kreisen der Schüler/innen munter geteilt. Und darauf kommt es an. Einzige Auflage: "Schreibt immer dazu IM MISSIONSMUSEUM SANKT OTTILIEN". Als Nebeneffekt erhofft sich die Museumsleitung nicht nur vermehrte Motivation für das Museum bei den Kindern selbst, sondern auch Werbung in deren Umfeld.

 

 

 

 

Einen größeren Bekanntheitsgrad im weiteren Umfeld lieferte auch ein interdisziplinäres Projekt der LMU München mit Studentinnen und Studenten der Ethnologie und Kunstpädagogik unter der Leitung von Dr. Nathalie Göltenboth bzw. Prof. Ernst Wagner. Jede/r Studierende hatte irgendein an das Missionsmuseum angedocktes "Produkt" zu liefern. So kam bei der Abschlusspräsentation vor Ort am 29. Juli eine unglaubliche Vielfalt zusammen:

 

  • Ein Dialog-Ritual mit einer westafrikanischen Maske aus dem Museumsdepot
  • Eine Hands-on-Station, an der man die von Br. Baptist Krimbacher gesammelten Objekte aus Stöcken und Modelliermasse nachbilden konnte
  • Ein Film, der die ostafrikanische Tierwelt aus unseren beiden kleinen Dioramen verfremdet
  • Eine leere Vitrine, welche die Frag-Würdigkeit von toten Tieren in Vitrinen aufzeigen sollte
  • Ein Podcast zum Thema "Initiationsrituale heute" vor unserer Vitrine "Initiation und Ahnenkult"
  • Ein Film, der ein Interview mit Abtprimas emeritus Notker Wolf zu "Mission in Tansania nach der Unabhängigkeit 1961" zeigt
  • Zwei kleine Audioguides zu ausgewählten Bereichen der Ostafrikasammlung

 

Interessierte können dieses "Tuttifrutti" demnächst hier finden: https://www.ethnologie.uni-muenchen.de/schmankerl/index.html

 

 

Eine Vielfalt ganz anderer Art versuchte ein koreanisches Forscherteam aus Seoul zwei Wochen lang im Juli zu bewältigen. Einige Damen und Herren von der Research Foundation of Korean Church History inklusive eines Mönchs aus der Abtei Waegwan führten den Scan und die Erfassung der Metadaten für die ca. 3000 Glasbild-Fotos aus der Ottilianer Koreamission durch. So werden endlich diese unschätzbaren Quellen unserer ostasiatischen Missionsgeschichte vom Anfang des letzten Jahrhunderts dauerhaft gesichert und verfügbar. Die Arbeiten fanden in den pädagogischen Räumen des Museums statt, die wegen der "Corona-Vorgaben" immer noch für Jugendgruppen gesperrt sind.

 

Die Glasbilder gehören eigentlich nicht zum Missionsmuseum, sondern zum Archiv der Erzabtei, das unser Bruder David Gantner leitet. Seit vielen Jahren forschen dort Wissenschaftler/innen und Promovierende an Spezialthemen der Missionsgeschichte.

 

 

 

Das Museumsteam wünscht allen Freunden unseres Missionsmuseums eine schöne und gesunde spätsommerliche Zeit!