ZUM GEDENKEN AN ABT NOTKER WOLF (+ 2.4.2024)

Die Sonderausstellung im Missionsmuseum zeichnet Abt Notker Wolfs Werdegang nach, beleuchtet aber auch seine Verdienste für die Kongregation der Missionsbenediktiner.

 

Pfeil runterLebensdaten

21. Juni 1940 
Geburt in Bad Grönenbach als erster Sohn des Schneiders und Fabrikarbeiters Josef Wolf und seiner Frau Katharina, Taufe auf den Namen Werner

1946 
Volksschule, dann Oberrealschule in Memmingen; erste Berührung mit St. Ottilien durch zufällige Lektüre der Ottilianer Zeitschrift “Missionsblätter”

1955 
Eintritt ins Internat (Missionsseminar) St. Ottilien

1961 
Eintritt ins Kloster als “Bruder Notker”

17. September 1962 
Ablegung der Gelübde

1962 
Beginn des Philosophiestudiums im Benediktinerkolleg Sant' Anselmo in Rom

1965 
Beginn des Theologiestudiums in München

1. September 1968 
Priesterweihe 

1970 
Promotion in Naturphilosophie in Sant' Anselmo; dort auch 1. Kantor (Leitung der Choralschola) 

1971 
Professor für Naturphilosophie und Wissenschaftstheorie an der Päpstlichen Hochschule Sant' Anselmo

10. Oktober 1977 
Wahl zum Erzabt der Klostergemeinschaft von St. Ottilien und damit zum Präses der Kongregation der Missionsbenediktiner

7. September 2000 
Wahl zum Abtprimas und damit zum Abt von Sant' Anselmo

2016 
Rückkehr nach St. Ottilien

2. April 2024 
verstorben nach kurzer Krankheit

Auszüge aus dem Nachruf 

https://erzabtei.de/sites/default/files/nachrufe/Nekrolog_NotkerWolf_1.pdf

 

Erzabt (ab 1977)

"Der Amtsstil des neuen Klosterleiters wurde als ‘rapidissimo’ (sehr schnell) beschrieben, was allerdings aufgrund der hohen Intelligenz, einer großzügigen und vertrauensvollen Bereitschaft zur Delegation, einem ausgeprägt mitbrüderlichen Stil und einem menschenfreundlichen Humor nicht als belastend empfunden wurde … 

In St. Ottilien begleitete Erzabt Notker eine Reihe von Erneuerungsprozessen wie die Schließung nicht mehr haltbarer Außenstationen und Betriebe, verstärkte Einbindung von Laienkräften, liturgische Erneuerungen oder die große Kirchenerneuerung, wobei jeweils die Gemeinschaft umfassend einbezogen wurde, so dass es wenig Konflikte gab. Vor allem aber führte er Stiländerungen herbei, die einen eher hierarchischen Stil in horizontale Umgangsformen überführten."

Präses der Kongregation der Missionsbenediktiner (ab 1977)

"Dank einer weitgehenden Freistellung von innerklösterlichen Aufgaben konnte der Erzabt alljährlich mehrere Auslandsreisen zu den Häusern der Kongregation unternehmen. Auch dank des dynamischen Amtsstils des neuen Erzabtes ergaben sich dabei eine Vielzahl von Akzentverschiebungen, die der Kongregation notwendige Weiterentwicklungen ermöglichten. 

Dazu zählten der Wechsel von klassischer europäischer Mission zu einheimischen Ortskirchen, die damit verbundene Umstellung der Missionsklöster auf die Übernahme diözesaner Sonderaufgaben, der Übergang vorrangig europäischer in lokale Gemeinschaften, die Begleitung oder Integration einheimischer Gemeinschaften wie in Indien oder in Togo, Neugründungen wie in den Philippinen mit einem vorrangig monastischen Ansatz oder auch die Öffnung für den interreligiösen Dialog. Gerade dieser lag Erzabt Notker am Herzen, so dass er den bis heute währenden Austausch zwischen christlichen und buddhistischen Klöstern ermutigte und dafür viele Male buddhistische Klöster in Japan besuchte."

Brückenbauer nach China (ab 1985)

"Zu einem besonderen Anliegen wurde Erzabt Notker der Austausch mit der chinesischen Kirche. Nach der Ausweisung der europäischen Missionare seitens der chinesischen Regierung im Jahr 1952 war der Kontakt mit den dort aufgebauten Pfarreien abgebrochen. Nach einer ersten verhaltenen Öffnung Chinas unternahm Erzabt Notker 1985 eine Reise in die ehemalige Diözese Yenki/Yenji im chinesischen Nordosten. Auf abenteuerlichen Wegen konnten die verbliebenen Christen erreicht werden, die vielfach schwere Schicksale hinter sich hatten. Die Erzabtei begann daraufhin eine Reihe von Hilfsprojekten für die ehemaligen Missionsgebiete, wozu unter anderem der Neubau des Priesterseminars, der Bau eines Krankenhauses, Bauten von Kirchen, Schulen und Kindergärten, Sozialprojekte, Weiterbildung der örtlichen Priester und Ordensleute und vieles mehr erwuchsen. Vor allem aber wurden die menschlichen Kontakte verstärkt durch zahlreiche Einladungen nach Deutschland und Gegenbesuche in China."

Abtprimas der Benediktinerinnen und Benediktiner (ab 2000)

“Bei seinen Klosterbesuchen kam ihm … vor allem die Fähigkeit zugute, dass er sich auf jede Situation und jeden Menschen einlassen konnte und dabei eine starke Präsenz und echtes Engagement zeigte. In Sant' Anselmo stand unter anderem ein großes Renovierungs- und Modernisierungsprogramm an, wozu Raumsanierungen, neue Fenster, ein leistungsfähiges Internetsystem, Umbauten der Hochschule und vieles mehr gehörten, wofür eine Vielzahl von Abstimmungen und Gremienarbeit in der Hochschule und mit dem Orden, dem Vatikan und den römischen Behörden nötig war. Am 13. Oktober 2012 wurde er beim Äbtekongress für eine weitere Amtsperiode von vier Jahren bestätigt. …”

Mönch in St. Ottilien (Rückkehr 2016)

“Anschließend kehrte er nach St. Ottilien zurück, das er … immer ‘meine Heimat’ nannte. Auch wenn er nun … freigestellt war, engagierte er sich noch im Kloster im Bereich der Zukunftsplanung, Spendenakquise, öffentlichen Auftritten und fand immer wieder ein treffendes Wort bei Konventsdiskussionen. Vor allem aber nahm er ein beeindruckendes …Pensum von Vorträgen, Radiosendungen, Fernsehauftritten, Einkehrtagen, Exerzitien, Festgottesdiensten und Veranstaltungen aller Art auf sich, die ihn kreuz und quer durch Deutschland und die gesamte Welt führten. Dank einer eisernen Disziplin und einem hohen Selbstanspruch von Verfügbarkeit für die Mitmenschen bewältigte er dieses Programm. … Den hohen Anspruch an sich selbst formulierte er in seinen sozialkritischen und geistlichen Schriften, worin dem Einzelnen viel Freiheit, aber auch viel Verantwortung zugetraut oder zugemutet wird. Ein Ruhepunkt blieb für ihn auch immer das Stundengebet und das Gemeinschaftsleben, das ihm offensichtlich Freude bereitete.”

Objekte zur Ausstellung

Als Erzabt, Präses der Kongregation der Missionsbenediktiner und später Abtprimas war Notker Wolf viel unterwegs, um weltweit Klöster, Mitbrüder und Schwestern zu besuchen und Gottesdienst zu feiern. Gern nahm er dabei einige Gegenstände mit auf die Reise.

Kelch und Patene (Hostienschale) für die Hl. Messe

Mitra

Äbtliches Siegel „Notker Wolf Archiabbas Ottiliensis“

Abtsstab mit angedeuteter Erdkugel, darunter der Schriftzug “euntes in mundum universum”, angelehnt an den sog. Missionsauftrag des auferstandenen Jesus nach dem Markusevangelium, Kap. 16,15: "Geht in alle Welt und verkündet allen Geschöpfen die frohe Botschaft."

Stola für die Feier der Hl. Messe

Pectorale (Brustkreuz) mit dem Wahlspruch "JUBILATE DEO". 
Dazu Notker Wolf: "Einer der schönsten Gesänge der Gregorianik ist das Offertorium 'Jubilate Deo'. Das ist zu meinem Lebensinhalt geworden: nicht auf mich zu schauen, sondern auf Gott, seine Größe zu preisen, die Freude, von Gott angenommen zu sein" (aus einem Interview 2010). 

Der Wahlspruch "Jubilate Deo" samt äbtlichem Wappen bildete auch das Schild an Abt Notkers Zimmertür. Das Wappen besteht aus drei Einzelbildern: 
1. Weißes Kreuz auf rotem Hintergrund, wie es auch das Wappen der Missionsbenediktiner von St. Ottilien zeigt, ein Symbol für Christus und die christliche Botschaft. 
2. Harfe als Symbol für die Psalmen, die auf den Harfenspieler König David zurückgeführt werden und aus denen der Wahlspruch Notker Wolfs stammt. 
3. Fluss, der die Iller symbolisiert, die an Notker Wolfs Heimatstadt Bad Grönenbach vorbeifließt.

 

Weitere Objekte beleuchten verschiedene Seiten der Persönlichkeit von Abt Notker Wolf – was ihm neben vielen anderen Dingen wichtig war.

Sammeln von Objekten für das Missionsmuseum, dessen Dauerausstellung viele wertvolle Stücke von Abt Notker als Geber zeigt, aber auch für die Ottilianer Krippensammlung, z.B. eine Krippe aus Elfenbein (1980er Jahre).

Öffentliche Auftritte (Vorträge, Talkshows) und Verfassen von Büchern. Das Bilderkarussell zeigt zwei Werke aus seiner reichen Bibliografie, die 30 Buchtitel umfasst.

Interreligiöser Dialog: Sandalen und Gebetskette von Notker Wolf, die er während des Aufenthalts in einem buddhistischen Kloster in Japan 1984 nutzte. 
In einem Interview (2018): "Ich war und bin auch noch mit den Buddhisten im Gespräch, sehr deutlich gerade mit dem Zen-Buddhismus. Ich war in japanischen Klöstern und habe dort mitgelebt und muss sagen, das hat mich wieder auf eigene Wurzeln zurückgeworfen. Damit wurden mir manche Werte, die ich auch nicht mehr so bedacht hatte, wieder bewusst."

Pfeiferauchen: persönliches Pfeifenset, Pfeifenstopfer, Pfeifenputzer und Lieblingstabak. 
Notker Wolf bei seiner Ernennung zum "Pfeifenraucher des Jahres" 2012: "Das Pfeifenrauchen steht mir in meiner großen Verantwortung für die weltweite Organisation aller Benediktiner als täglicher Begleiter treu zur Seite."

Musik: Querflöte und Flötennoten von Notker Wolf. 
Aus einem Interview (2010): "Ich hab dann später Blockflöte gelernt, mit elf Jahren habe ich Geige begonnen und in St. Ottilien sollte ich ins Orchester kommen und da habe ich gesehen: es fehlte die Querflöte. Da habe ich eben Querflöte gelernt. Seitdem ist die Querflöte mein Lebensinstrument geworden. Ich mach' bis heute viel klassische Musik."

 

In der Sonderausstellung des Missionsmuseums zeigt eine Fotowand Bilder der Lebensstationen von Abt Notker Wolf.