RÜCKGABEN

Die Rückgaben des Missionsmuseums sind der Definition nach keine Restitutionen. Sie wurden auf unsere Initiative hin im Rahmen von Kooperationen als Schenkungen bzw. Dauerleihgabe an das Herkunftsland übergeben.

Forderungen nach einer Restitution von Kulturgütern wurden bisher nicht an unser Museum gestellt. Wie in unserem Leitbild dargestellt, stehen wir Anfragen von Herkunftsgesellschaften offen gegenüber.

Rückgaben nach Korea

Im Rahmen langjähriger Zusammenarbeit mit staatlichen Museen und Regierungsorganisationen in Südkorea hat das Museum bereits die Rückgabe einiger Stücke aus dem Objektbestand veranlasst. Wie in unserem Restitutionskonzept festgelegt, erfolgte die Übergabe an die Republik Korea (Südkorea).

Unter den Kooperationspartnern ist besonders die Overseas Korean Cultural Heritage Foundation (OKCHF) hervorzuheben. Ziele dieser Regierungsorganisation sind Forschung, Erhalt und adäquate Präsentation von koreanischem Kulturgut in Museen außerhalb Südkoreas. Objekte werden in den Museen belassen, denn sie werden als Repräsentanten der koreanischen Kultur im Ausland verstanden.

Leitgedanken für die Rückgabe

Das Missionsmuseum erwägt eine Rückgabe bei Objekten, die bedeutendes nationales Kulturgut darstellen oder für die Herkunftskultur eine große emotionale Bedeutung haben. Als Kunstschatz einzustufen ist beispielsweise ein Album mit 21 auf Seide gemalten Landschaftsbildern eines koreanischen Malers aus dem 17./18. Jh.

Zum anderen ist für eine Rückgabe das Forschungsinteresse entscheidend. So wurde ein Herbarium mit 420 Blättern getrockneter Pflanzen vom Beginn des 20. Jh. als Schenkung übergeben. Das Sammelgebiet umfasst auch Regionen im heutigen Nordkorea und ist darüber hinaus wegen einiger seltener endemischer Pflanzen interessant.

Nicht zuletzt ist auch der Seltenheitswert eines Objekts entscheidend für die Entscheidung zur Rückgabe. Von der Art des Militärmantels "Blauer Harnisch" aus der Zeit um das Ende des 18. Jh. existieren in Südkorea nur noch wenige Exemplare.

Objekte

Pfeil runterAlbum mit 21 Seidenbildern (2005)

2005 übergab die Erzabtei St. Ottilien ein Album mit 21 in Tusche und Farbe auf Seide gemalten Bildern des koreanischen Meisters Jeong Seon (1676-1759) als Dauerleihgabe an die Abtei Waegwan. Die Bilder werden im National Museum of Korea aufbewahrt.

Es wird angenommen, dass Erzabt Norbert Weber auf seiner zweiten Missionsreise 1925 das Album im Stadtviertel Myeong-dong in Seoul in einem Antiquitätenladen kaufte. Ob das Album bereits gebunden war oder erst von Norbert Weber zusammengestellt wurde, ist unklar.

Allerdings legen die unterschiedlichen Motive nahe, dass die Bilder ursprünglich nicht aus einer Quelle stammen, da Alben traditionsgemäß nur ein Thema behandeln. Unter den 21 Seidenbildern sind fünf reale Landschaftsbilder, drei idealisierte Landschaften, eine Tierabbildung und 12 Abbildungen historischer Figuren mit Szenen aus deren Leben.

Die Sammlung war lange im Missionsmuseum St. Ottilien ausgestellt. Graduate-Student Yoo Jun-yeong, späterer Professor an der Ewha Womans University, entdeckte das Album 1975 während seiner Dissertation in Deutschland. Er wurde auf Erzabt Norbert Webers Buch "In den Diamantbergen Koreas" und auf die darin abgedruckten Bildtafeln aufmerksam, die Werke Jeong Seons zeigen.

1977 wurden die empfindlichen Seidenbilder auf Veranlassung des damaligen Erzabts von St. Ottilien fachmännisch restauriert. Ein 1999 in der Zeitschrift "Oriental Art" herausgegebener Artikel von Kay E. Black und Eckart Dege machte das Album international bekannt.

Nach Beratungen in der Klostergemeinschaft wurde das Album als Dauerleihgabe an die Abtei Waegwan übergeben, da es sich um einen nationalen Kunstschatz von großem Wert handelt.

Das Album wurde bereits mehrfach der koreanischen Öffentlichkeit in Sonderausstellungen präsentiert. Das bekannteste der Seidenbilder mit einem Überblick über die Diamantberge war 2018 Teil einer Ausstellung im Metropolitan Museum of New York.

Pfeil runterHerbarium (2015)

Das Herbarium der Koreanischen Pflanzen (Herbarium Plantae Coreanae) von 1913 umfasst 420 einzelne Blätter mit Pflanzen aus dem Gebiet des heutigen Nord- und Südkorea.

P. Andreas (André) Eckardt OSB (1884-1974) erstellte das Herbarium während seiner Tätigkeit in der Koreamission und brachte es später nach St. Ottilien. Jede Pflanze ist fachmännisch auf Papier aufgezogen und nennt wissenschaftlichen Namen, Datum und Sammelgebiet.

Auf dem Gebiet des heutigen Nordkorea sammelte Eckardt Pflanzen in Suwon, Gyeonggi, Wonsan, Pyeonggan sowie in den Diamantbergen, u.a. die Diamant-Glockenblume Hanabusaya asiatica (in Korea geumgang chorong genannt), eine endemische Glockenblumenart.

Ein Sammelbeispiel aus dem heutigen Südkorea ist Pteris excelsa, eine Farnart aus der Familie der Saumfarngewächse, die Eckardt auf der Insel Jeju sammelte; diese Pflanze ist als endemische Art bekannt, konnte jedoch noch nicht nachgewiesen werden.

Das Herbarium wurde 2005 von St. Ottilien in die Abtei Waegwan transferiert. 2015 wurde das Herbarium von dort an das nahe Seoul gelegene Korea National Arboretum als Schenkung übergeben. Diese Regierungsorganisation widmet sich der wissenschaftlichen Erforschung und Konservierung des koreanischen Pflanzenbestandes.

Dies war das erste Mal, dass Korea eine botanische Sammlung mit einheimischem Pflanzenmaterial aus ausländischen Quellen erhielt.

Ein Blatt des Herbariums wurde für die Dauerausstellung im Missionsmuseum konserviert - das Blatt Nr. 1001 zeigt Blätter und Beeren des Japanischen Sperrstrauchs (Eurya japonica). Die lateinische Beschriftung des Blatts zeigt an, dass die Pflanze am 25. Juli 1913 von P. Andreas Eckardt gesammelt wurde.

Pfeil runterGenealogie (2016)

Auf den Hintergrundpaneelen der in der Dauerausstellung des Museums gezeigten koreanischen Weltkarte Gonyeo jeondo von 1860 ist der Stammbaum einer Familie aus der südkoreanischen Provinz Iksan aufgezeichnet.

Der Erwerber der Weltkarte ist vermutlich Erzabt Norbert Weber OSB, jedoch findet sich in den Archiven kein Hinweis auf die Provenienz.

Bei der Sanierung der Weltkarte wurden die Paneele aus einem Wandschirm herausgelöst und die Rückseiten konnten separiert werden.

Die mit Tusche in chinesischer Schrift beschriebenen Paneele wurden zusammen mit den Rahmen 2016 als Schenkung an die Cultural Heritage Administration, eine südkoreanische Regierungsorganisation, übergeben.

Die Erforschung des Familienstammbaums ist noch nicht abgeschlossen.

Pfeil runterMilitärmantel "Blauer Harnisch" (2018)

2018 übergab das Missionsmuseum einen koreanischen Militärmantel, den sog. Blauen Harnisch, als Schenkung an die Regierungsorganisation Overseas Korean Cultural Heritage Foundation.

Der Harnisch, der von einfachen Infanteristen getragen wurde, ist aus fast marineblau gefärbtem dicken Baumwollstoff gearbeitet, und mit einem Muster aus Lotosblüten verziert. Im Brust- Schulter- und Rückenbereich sind auf der Innenseite quadratische Lederstücke fest vernäht. Diese Lederstücke hielten Pfeile nicht vollständig ab, verhinderten aber ein tiefes Eindringen. Das Innenfutter ist mit einem Blumenmuster bedruckt. Ungewöhnlich ist, dass dort auch der Name des Besitzers zu finden ist.

Das Alter des Waffenrocks wird datiert auf die Zeit zwischen dem Ende des 18. und dem Beginn des 19. Jh., er wurde von Erzabt Norbert Weber auf einer seiner beiden Missionsreisen nach Korea erworben.

Der Harnisch ist bereits in angegriffenem Zustand, einige Lederschuppen sind lose, die Seide des Futters ist verschlissen, und die Eisennieten hinterließen Rostspuren auf dem Stoff. Er ist jedoch als Forschungsobjekt sehr wertvoll, denn von diesem Typ des Militärmantels existieren nur noch wenige Exemplare in Korea.

Eine exakte Nachbildung des Blauen Harnisch wurde von der Overseas Korean Cultural Heritage Foundation finanziert.

Pfeil runterHochzeitsgewand für Männer (2020)

Der sog. dallyeong (wörtlich: Robe mit rundem Kragen), ein zeremonielles Gewand aus Seide mit einem eingesetzten reich bestickten Spiegel über der Brust, ist chinesischen Ursprungs. Er war die tägliche Dienstbekleidung eines Beamten, zusammen mit dem Hut (samo), Gürtel (poomdae) und Stiefeln (hwa) bis zum Jahr 1900.

Die restliche Bevölkerung durfte den dallyeong nicht tragen. Die einzige Ausnahme galt für Männer aller Stände während der Hochzeitszeremonie. Der dallyeong wurde speziell für diesen Zweck gefertigt und weicht in einigen Punkten von der klassischen Form ab.

Br. Bonaventura Schuster OSB aus der Abtei Münsterschwarzach, mit kurzer Unterbrechung seit 1959 in der Abtei Waegwan tätig, erwarb um 1960 dieses Gewand aus Seide mit einem Futter aus Viskose (Kunstseide), wie es typisch für die Zeit nach dem Koreakrieg ist. Er schenkte es 1984 dem Missionsmuseum.

Durch Tageslichtexposition war der Seidenstoff bereits stark angegriffen. Auf Betreiben der Overseas Korean Cultural Heritage Foundation (OKCHF) wurde das Hochzeitsgewand zusammen mit einem anderen dallyeong des Museums im National Folk Museum of Korea restauriert.

2020 wurde der dallyeong dem National Folk Museum als Schenkung übergeben.