Der Brillenpinguin (Spheniscus demersus)

„Wie kommt ein Pinguin in die Vitrine afrikanischer Vögel?“ fragen sich manche Besucher. Denn mit Pinguinen verbinden viele die Antarktis, und tatsächlich ist das Südpolargebiet samt den subantarktischen Inseln die Heimat der meisten Pinguinarten.

Doch einige der kleineren Arten besiedeln die Küsten Südamerikas und des südlichen Afrikas, darunter der Brillenpinguin, dessen Verbreitungsgebiet sich bis Nord-Namibia im Westen und Natal / Südafrika im Osten erstreckt. Vor allem junge, noch nicht geschlechtsreife Tiere können noch weiter nördlich umherstreifen.

Neben dem Brillenpinguin als einziger afrikanischer Art haben nur 3 weitere Pinguinarten eine Verbreitung in den südlichen Subtropen, und alle sind recht klein. Der Brillenpinguin wiegt nur bis zu drei Kilogramm. Die größeren Arten finden sich alle weiter südlich – ein Beispiel für die sog. Bergmann´sche Größenregel, nach der innerhalb einer verwandtschaftlichen Gruppe, hier Pinguine, gilt: je kälter das Klima, desto größer die Art. Hintergrund ist das günstigere Oberflächen-Volumen-Verhältnis, denn über die Oberfläche verlieren gleichwarme Tiere ihre Wärme.

Arten, welche tropische Küsten erschlossen haben, bekommen an Land das entgegengesetzte Problem: es wird ihnen zu heiß, insbesondere dann, wenn offen und ungeschützt am Boden gebrütet wird. Deshalb graben sich die Brillenpingine wenn möglich Gruben und Höhlen, um zu brüten, und legen ihre meist zwei Eier in der kälteren Jahreszeit. Dennoch sind die Verluste gerade unter den Jungvögeln hoch, nicht nur wegen der sengenden Sonne, sondern auch durch zahlreiche Räuber aus der Luft (Greifvögel, Großmöwen) oder an Land.

Auf dem Festland sind die Risiken größer, weshalb die Tiere große Kolonien auf Inseln bilden. Die Verluste gleicht der Brillenpinguin jedoch auch durch seine hohe Lebenserwartung aus: die Tiere werden auch in der Wildnis bis 20 Jahre alt. Dennoch ist der Brutbestand in den letzten Jahrzehnten massiv gesunken auf derzeit ca. 20.000 Brutpaare.

Die Gründe sind vielfältig, aber allesamt anthropogen, zum Beispiel Nahrungsmangel infolge der Fischerei, Verseuchung der Brutgebiete durch Öl oder andere Chemikalien, Brutverluste durch wildernde oder verwilderte Haustiere.

Pinguine sind allesamt vorne weiß und hinten grau bis schwarz. Dies ist eine Anpassung an das Leben im Wasser. Pinguine jagen überwiegend in den oberen, noch lichtdurchfluteten Wasserschichten, sodass sie infolge der weißen Vorderseite und der dunklen Rückseite jeweils von unten bzw. von oben schlechter gesehen werden. Sie werden also sowohl von Beutetieren als auch von ihren Fressfeinden dank dieser sog. Gegenschattierung später oder gar nicht entdeckt.

Die spezielle Gesichtszeichnung hingegen, die dem Brillenpinguin den Namen gibt, ist eher eine Anpassung der Erkennbarkeit innerhalb der Art. Möglicherweise stammt die Evolution des „Brillengesichts“ aus einer Zeit, wo sich der Brillenpinguin den Lebensraum mit mehreren anderen Pinguinarten teilte, was heute zumindest zur Brutzeit nicht der Fall ist.

Die Geschlechter des „African Penguin“ sehen gleich aus, was bei vielen monogam lebenden Vogelarten der Fall ist. Dass sich ein Geschlecht, meistens das männliche, auffälliger entwickelt, ist nur interessant, wenn es Kriterien braucht, nach denen sich die Tiere vor der Brutzeit immer neu verpaaren. Wenn dies der Fall ist, wird der auffälligere Partner bevorzugt.

Monogame Eltern teilen sich den Aufwand zur Jungenaufzucht auch immer paritätisch: sowohl Brillenpinguin-Vater als auch -Mutter bringen in ihrem Schlund Mengen von Fisch, um ihre jeweils zwei Küken aufzupäppeln. Je nachdem, wie schnell dies je nach Nahrungsverfügbarkeit gelingt, sind die Küken nach 2 bis 4 Monaten in der Lage, ins Wasser zu gehen und selbständig zu jagen.