DIE NATURHISTORISCHE SAMMLUNG

Zoologische Sammlung

In der Zeit vor Farbfotografie, digitalen Medien und anderen Informationskanälen war man zur wissenschaftlichen Darstellung der Tierwelt auf naturhistorische Sammlungen angewiesen, die in Europa ab dem 19. Jh. bis in die 1920er Jahre in großer Zahl entstanden. Repräsentative Besipiele aller Tierarten sollten in der Sammlung vertreten sein. Diese Maßgabe deckte sich auch mit dem Sammlungskonzept früherer Direktoren des Missionsmuseums, die eine möglichst umfassende Darstellung der damals fremden Lebenswelten anstrebten.

Die meisten der knapp 600 Inventareinheiten der zoologischen Sammlung wurden zwischen ca. 1900 und 1918 zusammengetragen: Tierpräparate und -schädel, Felle, Gehörne, in Formalin konservierte Reptilien, Schildkrötenpanzer, getrocknete Meerestiere, Insekten sowie Meeresmuscheln und -schnecken.

Etwa die Hälfte dieser Exponate werden in der Dauerausstellung in einem großen und zwei kleineren Dioramen, in Vitrinen, auf Podesten und als Wandmontage präsentiert. Die übrigen Stücke sind in einem Zoologiedepot gelagert.

Die Präparate sind altersangemessen in guter Kondition und zeigen den Stand der Technik vor 100 Jahren – lange grobe Nähte am Hals, steife Posen, nicht kaschierte Einschusslöcher, farblich unpassende Glasaugen und schwere Gipsmodelle unter den Fellen. Unbehaarte Körperteile wie die Pavianschnauze oder der Kehlsack der Pelikane, aber auch ganze Tiere (Krokodile und Flusspferd) wurden bemalt und lackiert, wodurch bei diesen Exponaten ein etwas künstlicher Eindruck entsteht. Für verloren gegangene Teile der Präparate wurden kuriose Lösungen gefunden: ein Hechtkopf an einer Python oder zusammengenähte Fellstücke an einem Löwenkopf.

Dioramen

Im Diorama am Eingang sind Raubtiere (Leoparden, ein Gepard, Hyänen u.a.) und Greifvögel (Kampfadler, Schmutzgeier, Gaukler, Mäusebussard) zu sehen.

Das Diorama in der Afrikahalle zeigt Antilopen, verschiedene Affenarten und diverse kleine Räuber (Ginsterkatzen, Pardelroller und Ichneumon).

Das "Große Diorama", das einen eigenen Raum einnimmt, wurde bereits beim Bezug der Museumsräume 1911 angelegt und blieb auch bei der Sanierung erhalten. Vor dem Wandbild, das einen Überblick der Landschaften Ostafrikas zeigt, werden in einem dreistufigen Aufbau Tiere präsentiert, die sich an einer Wasserstelle einfinden.

Gehörne und Tierschädel

Am Treppenabgang zum Untergeschoss sind Schädel verschiedener Büffel- und Antilopenarten aus Ostafrika ausgestellt, dazu ein Elefanten-, Nilpferd- und Zebraschädel.

Vögel, Insekten und Reptilien

Unten am Treppenabsatz eine offene Vitrine, die einen Strauß mit Gelege zeigt, daneben Reptilien.

Die große Vogelvitrine im Untergeschoss stellt ostafrikanische Brutvögel und europäische Wintergäste in Ostafrika vor. Die Anordnung ist ansatzweise systematisch: Auf der unteren Ebene schreitende oder sich oft am Boden aufhaltende Vögel; im Mittelfeld Ibisse, Eulen, Raben, Racken, Watvögel, kleine Reiher, Hornvögel und Turakos, Papageien und Singvögel; ganz oben Greifvögel.

Die Insektensammlung an der gegenüberliegenden Wand ist systematisch geordnet, unter Aufnahme anderer Klassen von Gliederfüßern wie Spinnentieren und Tausendfüßern. Sie enthält auch Präparate, die nicht aus Einsatzgebieten der Ottilianer Missionare stammen, z.B. den in Mittel- und Südamerika heimischen Morphofalter.

Die Reptiliensammlung besteht vor allem aus alten Formalinpräparaten aus unterschiedlichen Weltregionen sowie trocken präparierten Artefakten (z.B. Schwarze Mamba, Puffotter). Ein von "Sägen" der Sägerochen umrahmter Alligatorschädel und eine 8m lange Pythonhaut ergänzen die Sammlung.

Botanische Sammlung

Aus Berichten der Missionare geht hervor, dass viele botanische Objekte gesammelt wurden. Zum Teil gingen die Kisten auf dem Transport nach Deutschland verloren. Die größten Verluste erlitt die Sammlung jedoch durch die über Jahrzehnte für Naturmaterialien zu hohe Luftfeuchtigkeit in Museumsräumen und Depot.

Von der ehemals großen botanischen Sammlung des Museums sind daher nur noch ca. 50 Exemplare erhalten. In der Dauerausstellung sind mehrere Kokosnüsse, Samenstände von Raphiapalmen und Baumwolle, Früchte des Affenbrot- und Leberwurstbaums und des Luffakürbis sowie Schoten des Johannisbrotbaums und der Juckbohne (Upupu) zu sehen.