Koreanische Saiteninstrumente
Wölbbrettzither, Hackbrett und Spießgeige als typische Instrumente traditioneller koreanischer Musik
Gugak (국악) heißt wörtlich übersetzt "traditionelle Musik", zu der auch Lieder und Tänze gezählt werden, da sie in einigen Musikrichtungen eine untrennbare Einheit mit der Musik bilden.
Die Geschichte der koreanischen Musik reicht zurück bis ins 15. Jh., als das jeongganbo, das älteste Notensystem Asiens, entwickelt wurde. In dieser Zeit wurde auch eine spezielle rituelle Musik entwickelt, die während der königlichen Ahnenzeremonien gespielt wurde. Diese Musik ist seit 2001 immaterielles Weltkulturerbe der UNESCO.
Gugak umfasst sowohl diese viele Jahrhunderte alte traditionelle Musik als auch neu komponierte Musik auf Basis traditioneller Spieltechniken bzw. Melodiestrukturen.
Koreanische Musik zeichnet aus, dass es keine Pausen zwischen den Musikstücken gibt und dass die Improvisation eine wichtige Rolle spielt. Es gibt zwei verschiedene Gruppen traditioneller Musik: jeongak und minsogak.
Jeongak (정악) ist ein Sammelbegriff für traditionelle Musik, die sich wiederum in mehrere Sparten untergliedert. Beispiele sind unter anderem die oben erwähnte Ritualmusik für die Ahnen der königlichen Familie oder die aus China stammende höfische Musik tangak / dangak (당악), die bei Zeremonien am Königshof vorgetragen wurde.
Die traditionelle Musik basierte ursprünglich auf buddhistischen Gesängen, entwickelte sich aber weiter zur reinen Instrumentalmusik. Typische Instrumente sind verschiedene Arten von koreanischen Zithern, die Fidel bzw. Spießgeige haegeum und die Sanduhrtrommel chang ko, die ebenfalls im Museum ausgestellt wird.
Die Schlagrate dieser Musikrichtung folgt dem Atem. Die Melodie ist langsam und getragen und hat meditativen Charakter.
Die Volksmusik minsogak (민속악) wird dagegen schnell gespielt und drückt vielfältige Emotionen aus. Hier ist der menschliche Herzschlag taktgebend. Zu den Musikstilen des minsogak gehören u. a. shinawi (시나위), eine Improvisation, die aus der alten schamanischen Kultur stammt, und der lange epische Gesang pansori, häufig auch als „Ein-Mann-Oper“ bezeichnet, bei dem ein Sänger von einem Fasstrommelspieler begleitet wird. Eine pansori-Aufführung kann – ohne Pausen – bis zu acht Stunden dauern.
Heute werden die alten Klänge in Korea modernisiert. Volkstanz- und Musikgruppen der jüngeren Generationen benutzen elektronische Beats, um das Althergebrachte dem modernen Musikgeschmack anzupassen.
Im Folgenden werden die in der Dauerausstellung des Museums gezeigte siebensaitige Wölbbrettzither ajaeng, das Hackbrett yanggeum und die Spießgeige haegeum vorgestellt.
Wölbbrettzither (ajaeng 아쟁)
Die siebensaitige Zither ajaeng ist eine von verschiedenen Typen der koreanischen Wölbbrettzither, die mit dem geraden Zweig einer Forsythie oder - in moderner Form - mit einem Bogen aus Holz und Rosshaar gespielt wird. Sie wird deshalb auch als Streichzither bezeichnet. Die ajaeng wird im Gegensatz zu anderen koreanischen Zithern nicht auf den Oberschenkeln der/des Musizierenden gespielt, sondern auf der einen Seite auf ein Bänkchen gestellt.
Die in der traditionellen Hofmusik verwendete ajaeng hat verschiebbare Stege, die zum Stimmen der Saiten benutzt werden. Die Saite wird mit dem Bogen zum Schwingen gebracht. Hinter dem Steg wird die angespielte Saite gleichzeitig mit den Fingern der anderen Hand rasch auf- und niedergedrückt. Es entsteht ein dumpfer, weicher Ton mit einer Art Vibrato, das bis zu 4 Töne umfasst. Diese typischste Eigenart der koreanischen Musik wird nonghyeon genannt, „Herumspielen mit der Saite“.
Hier wird das Spiel auf der ajaeng mit Erklärungen in englischer Sprache gezeigt.
Hackbrett (yanggeum 양금)
Die yanggeum (yang = Westen, d.h. „westliches Saiteninstrument“) hat im Gegensatz zur Zither einen klaren, hellen Klang, die Saiten wurden mit einem Bambusstab angeschlagen. Heute verwendet man meist eine Spezialform von Hackbrettschlegeln, wie sie ähnlich auch in der bayerischen Volksmusik verwendet werden.
Der trapezförmige Holzkörper hat 14 Gruppen zu je 4 Metallsaiten. Boden und Decke sind aus dem sehr stabilen Holz der Paulownia (Blauglockenbaum) gefertigt, das trotz dieser Eigenschaft eines der leichtesten Hölzer ist. Daher hat das Instrument kaum Gewicht. Die Seiten der yanggeum sind aus hwari-Holz, die Stege aus Bambus.
Die yanggeum kommt ursprünglich aus Zentralasien, sie wurde dort Hackbrett oder Santur genannt. Mit den Kreuzzügen kam sie nach Europa und soll dort das Clavichord und schließlich sogar das Klavier inspiriert haben. Der Jesuit Matteo Ricci brachte das Instrument nach China; von dort aus wurde es im späten 18. Jh. durch diplomatische Gesandte nach Korea importiert.
Da sich die europäische Musik sehr von der koreanischen unterscheidet, war es zunächst schwierig, koreanische Musik auf der yanggeum zu spielen, denn das beliebte Vibrato noghyeon kann nur schwer erzeugt werden. Heute wird das Instrument viel in neu komponierter koreanischer Musik und auch zur Interpretation klassischer europäscher Musik eingesetzt.
Hier ein Beispiel für das Spiel auf der yanggeum.
Spießgeige (haegeum 해금)
Die Spießgeige erzeugt zusammen mit der Zither ajaeng das Melodiegerüst bei der Hofmusik. Beide werden in Korea zu den Blasinstrumenten gerechnet, da sie im Gegensatz zu gezupften Saiteninstrumenten den Ton halten können. Die Bogenhaare aus Pferdehaar werden zwischen den beiden Saiten durchgeführt. Die Tonhöhe wird mit der Griffposition und dem Druck der Griffhand auf die Saiten bestimmt.
Die haegeum besteht aus allen acht Materialien, die zum Bau traditioneller Instrumente verwendet werden: Metall, Stein, Seide, Bambus, Kürbis, Erde, Leder und Holz. Wegen des kleinen Klangkörpers klingt Instrument eher leise.
Beim Spielen entstehen intensive Töne, die der menschlichen Stimme ähneln, und Freude und Klage ausdrücken wie kaum ein anderes Instrument.
Hier wird das Spiel auf der haegeum mit Erklärungen in englischer Sprache gezeigt.