Neugestaltung der Bodenvitrine

Anfang und Aufbau – Wandel und Neuorientierung 

 

Mit der Neugestaltung der Bodenvitrine soll zum einen an die ersten Ottilianer Missionare im heutigen Süd-Tansania erinnert werden.

Die jungen Mönche, die ab 1887 von St. Ottilien nach Ostafrika und ab 1908 nach Korea ausgesandt wurden, arbeiteten schwer unter oft primitiven Lebensbedingungen. In Ostafrika wurden anfänglich einer Missionsstation ein Pater (Priestermönch) und zwei oder drei Brüder zugeteilt.

Während die Patres in der Evangelisierung tätig waren, bauten die Brüder mit Hilfe von einheimischen Arbeitskräften die ersten Missionsstationen auf. Handwerkliches Geschick in allen Bereichen war in hohem Maße erforderlich: Die Brüder errichteten Klostergebäude, Kirchen und Werkstätten, schreinerten die Inneneinrichtung, legten Felder zur Bewirtschaftung an und übernahmen alle Arbeiten des täglichen Lebens. Aber auch Improvisationstalent war gefragt, denn die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel waren knapp, und es musste mit Material vor Ort gearbeitet werden. Einheimische Mitarbeiter wurden in der noch fremden Sprache angelernt. 

Wer ins Missionsgebiet reiste, verabschiedete sich vorher für immer von seiner Familie, denn in den ersten Jahrzehnten war die Möglichkeit eines Heimaturlaubs nicht vorgesehen.

Aber auch in St. Ottilien waren handwerkliche Pionierleistungen gefordert. Das heruntergekommene Hofgut Emming wurde instandgesetzt, Klostergebäude und eine Kirche wurden neu erbaut, das umliegende Moorgebiet wurde trockengelegt und für die landwirtschaftliche Nutzung erschlossen. 

Ein gewaltiges tägliches Arbeitspensum und die Zurückstellung der eigenen Bedürfnisse, ja oft sogar der Gesundheit, vor der Aufgabe des Aufbaus zeichnet diese Pioniere aus, die sich in den Dienst der Missionsarbeit stellten. Gerade die erste Zeit der Missionstätigkeit in Ostafrika und Korea war von Rückschlägen geprägt, was häufig einen Neuanfang bedeutete.

 

Zum anderen zeigt die Bodenvitrine den Wandel in Selbstverständnis und Aufgaben der Missionsbenediktiner über die Zeit

Seit den 1940er Jahren vollzogen die Missionsbenediktiner den Wandel hin zu einheimisch geführten Klöstern. Ab 1957 entstand ein Kloster ausschließlich für afrikanische Mönche, die heutige Abtei Hanga in Tansania. Größere Niederlassungen entwickelten sich zu Abteien mit einheimischen Mönchen.

Bis in die 1980er Jahre war St. Ottilien Heimat, aber auch Versorgungszentrale für die Missionsstationen und -klöster.  Mit dem Rückgang der Eintritte in die deutschsprachigen Abteien konnten immer weniger Mönche ins Ausland ausgesandt werden. Dazu stand in den ehemaligen Missionsgebieten nun nicht mehr "Flächenmission", sondern klösterliches Leben im Vordergrund. 

Mit der Unabhängigkeit der afrikanischen Staaten wandelten sich zwischen 1951 und 1972 die Missionsgebiete in einheimisch geführte Diözesen, die Tätigkeit der Missionsbenediktiner verlagerte sich. Neben Unterstützung der Diözesen in der Seelsorge stehen nun Bildungsarbeit, soziale, karitative und ökologische Projekte im Vordergrund. 

Seit den 1980er Jahren engagieren sich die Missionsbenediktiner auch im interreligiösen Austausch mit buddhistischen Klöstern in Asien. Der seit 2010 bestehende Monastisch-Muslimische Dialog fördert den Dialog mit dem Islam.

Die neuere Entwicklung zeigt einen Aufbruch zur Globalisierung. 1982 wurde eine Klosterneugründung auf den Philippinen nicht nur mit Mönchen aus Deutschland, sondern auch aus Korea besetzt.

2005 wurde anerkannt, dass auch Europa als Missionsgebiet gilt. Die Unterscheidung zwischen Heimat- und Missionsklöstern fiel damit weg. 

Aus der Struktur am Ende des 19. Jahrhunderts, die durch den Satz "Deutschland sendet Missionare aus" charakterisiert wurde, ist eine globale Missionsbewegung mit vielen einzelnen Zentren geworden, deren Klöster regional und in internationaler Vernetzung den Evangelisationsauftrag verwirklichen.