KLOSTERSAMMLUNGEN DER ERZABTEI ST. OTTILIEN
Unser Missionsmuseum beherbergt eine missionarische Sammlung, wie sie typisch für missionierende Orden ist. Jedoch haben zahlreiche Klöster Sammlungen aller Art, sei es von Büchern, Kunstwerken oder bestimmten Objekten.
Gerade die Benediktinerabteien waren und sind traditionell Bildungszentren. Die Sammlungen von Büchern und Handschriften in Klöstern dienten schon seit dem frühen Mittelalter als Ressourcen für Forschung und Wissenschaft.
Benediktinermönche waren oft auch naturwissenschaftlich ausgebildet und betätigten sich als Botaniker, Mineralogen oder Zoologen. Da viele Benediktinerabteien eine klostereigene Schule hatten oder haben, dienten diese Sammlungen häufig auch zu Ausbildungszwecken und als Material der Veranschaulichung.
In vielen Klöstern befinden sich zudem Schatzkammern. Sie enthalten Kunstwerke, kostbare Paramente und Altargerät für die heilige Messe, oder auch Reliquien von Heiligen. St. Ottilien als im Vergleich jüngeres Kloster (Gründung 1887) hat hier kleinere Bestände, jedoch eine respektable Sammlung von etwa 490 Weihnachtskrippen.
Das Anlegen oder Erweitern von naturhistorischen Klostersammlungen ist heute nur noch selten üblich. Das mag mehrere Gründe haben. Die personalstarken Ordensgemeinschaften konnten früher viel leichter jemanden für die wissenschaftliche Tätigkeit freistellen.
Heute macht es der vielfach ausbleibende Klosternachwuchs den Ordensleitungen schwer, Mitgliedern, die sich dafür interessieren, Forschungstätigkeiten in Spezialgebieten anzuvertrauen.
Ein zweiter Grund dafür, dass das Sammeln immer unüblicher wurde und wird, besteht wohl darin, dass die digitalen Möglichkeiten der Präsentation die objektbezogenen Veranschaulichungen abgelöst haben. Bei den zoologischen und botanischen Sammlungen ist zudem der Artenschutz maßgeblich geworden: das Sammeln von Pflanzen und Tieren, das deren Tötung impliziert, ist oft nicht mehr zulässig.
Die Sonderausstellung zeigt Exponate aus folgenden Beständen:
- Mineralien- und Fossiliensammlung: Die von vielen Sammlern zusammengetragenen Gesteine und Mineralien stehen in St. Ottilien traditionell im Bibliotheksgang, sodass auch immer die Bibliothekare der Erzabtei für die umfangreiche Sammlung verantwortlich waren.
- Herbarium Ottiliense: Fast alle der vielen tausend getrockneten und gepressten Pflanzen, von mehreren Mönchen der Erzabtei über viele Jahrzehnte gesammelt, wurden im Oktober 2023 dem Botanischen Institut München vermacht.
- Xylothek: Von der Sammlung von Hölzern ist nur ein kleiner Teil erhalten. Die Xylothek diente für den Biologieunterricht am Gymnasium Sankt Ottilien. Die Sammler sind unbekannt.
- Vogeleier: Auch für diese Lehrsammlung der Schule sind die Sammler nicht namentlich bekannt. Wie auch die Schulsammlung der Säugetiere und Vögel wurde sie immer von den Biologielehrern betreut und erweitert.
- Briefmarkensammlung: Eine Seite aus einem der Briefmarkenalben von Erzabt Notker Wolf (1940-2024) mit Motiven aus Korea.
- Reliquiensammlung: Reliquien sind zumeist Knochen von heiliggesprochenen Persönlichkeiten der katholischen Kirche. Solche Andenken wurden schon im frühen Christentum verehrt; dies gab das Gefühl, mit einem Heiligen, den man "im Himmel" wusste, verbunden zu sein
