Schere des Süßigkeitenverkäufers

Im Korea der Joseon-Dynastie (1392 - 1910) gab es wandernde Händler, bobusang genannt, die in "Tragehändler" und "Rückenhändler" unterschieden wurden. Die Tragehändler boten meist hochwertige Luxusgüter an, während die Rückenhändler die einfacheren Lebensmittel des täglichen Bedarfs wie landwirtschaftliche Produkte und Meeresfrüchte verkauften, daneben auch Kunsthandwerk und Heilmittel. Sie spielten eine wichtige Rolle in der Versorgungskette der ländlichen Gegenden.

Der Begriff bobusang taucht Mitte des 19. Jahrhunderts in der Literatur auf, doch man geht davon aus, dass bereits seit der Entstehung der Märkte im 17. Jahrhundert auf diese Weise Handel getrieben wurde. Im 18. Jahrhundert gab es an über 1000 Orten in Korea periodische fünftägige Märkte. Die Straßenverkäufer zogen von Markt zu Markt und transportierten ihre Ware in Körben oder tragbaren Ständen. 

Die auf Süßigkeiten spezialisierten Händler (gungjung) verkauften unter anderem frittierte Süßigkeiten (hangwa) oder kunstvoll geformte, gepresste Reiskuchen (dasik). 

Traditionelle hangwa wurden typischerweise aus leicht verfügbaren Zutaten wie Getreidemehl, Früchten, Wurzeln, Honig, Reiswein und Gewürzen wie Zimt und Ingwer hergestellt. Die Reiskuchen bestanden aus Reismehl oder Sojabohnenmehl und Honig oder Reissirup.

Süßwaren im alten Korea wurden meist mit Honig gesüßt. Zucker war ein Luxusgut, das importiert wurde. Gebäck mit Zucker als Zutat war daher entsprechend teuer und blieb der Oberschicht vorbehalten. Die von den "fliegenden Händlern" in Körben oder auf Tabletts kunstvoll arrangierten einfachen süßen Snacks mit Honig als Süßungsmittel dagegen waren für alle erschwinglich. 

Die Süßwarenhändler waren oft bei Feiern und Festen vertreten. Aber auch in der Nähe von Tempeln wurden Süßwaren verkauft, die nicht nur Genussmittel waren, sondern auch eine Rolle bei Ritualen und als Opfergaben spielten.

Ältere Koreaner erinnern sich noch heute, dass Süßwarenhändler durch die ländlichen Orte in Korea zogen. Um auf sich aufmerksam zu machen, klapperten die Verkäufer schon am Dorfeingang mit ihrer Schere. Die Kinder liefen hin und der Händler schnitt die verkauften Süßigkeiten anschließend mit seiner Schere in Stücke.

Küchenscheren, die speziell für die Verwendung mit Lebensmitteln bestimmt sind, werden in der koreanischen Küche vielfach eingesetzt. Vor allem Fleisch wie samgyupsal (gegrillter Schweinebauch), Nudeln in Brühe und der traditionelle kimchi (fermentierter Kohl) werden mit der Schere in mundgerechte Stücke zerteilt, so dass sie mit den Essstäbchen gut aufgenommen werden können.

Diese Küchenscheren dienen bei Tisch vor allem bei Fleisch als Art Tranchierbesteck. Sie kommen aber auch bei der Zubereitung des Essens zum Einsatz, wenn z. B. grüne Zwiebeln geschnitten werden. 
Zum Schneiden von Papier, Stoff o.ä. werden andere Scheren verwendet.