Madonna der Makonde mit Schmucknarben
Schon seit Jahrtausenden nutzen Menschen die Haut als kreative „Gestaltungsfläche“ und zur Weitergabe von Informationen.
Körperschmuck wie z.B. Tätowierung, der früher mit Argwohn betrachtet und mit gesellschaftlichen Randgruppen in Verbindung gebracht wurde, ist heute als Modeerscheinung zumindest zum Teil salonfähig geworden.
Doch Hautverzierungen aller Art haben in manchen Ethnien bereits eine lange Tradition. Schmucknarben, auch als Skarifizierungen bezeichnet (latein. scarificatio = Ritzen), sind im kulturellen Erbe verschiedener Völker Afrikas und Papua-Neuguineas verankert, deren Haut dunkler ist und sich damit nicht gut für Tätowierung eignet.
Ein Körper mit glatter Haut gilt in diesen Kulturen als unattraktiv, eine Frau mit Narben an Oberkörper und Gesicht wird dagegen als besonders schön wahrgenommen. Die Narben sind dabei nicht zufällig, sondern werden in Mustern angeordnet, die in der Ausführung und Position von Ethnie zu Ethnie verschieden sind.
Skarifizierungen sind in weiten Teilen von Ostafrika und Zentralafrika verbreitet. Manche Forscher gehen davon aus, dass die Entstehung dieses Körperschmucks aus der Zeit des Sklavenhandels stammt. Die Frauen sollten durch die Narben verunstaltet werden, um sie vor dem Raub durch Sklavenhändler zu schützen. Im Laufe der Zeit etablierten sich die Narben in der Kultur und gelten als Schönheitsideal.
Die Narben dienen jedoch nicht nur als Schmuck. An den Mustern lassen sich Stammeszugehörigkeit, Alter und gesellschaftliche Stellung sowie besondere Qualitäten wie z.B. Tapferkeit ablesen. Bei wichtigen Lebensereignissen werden weitere Narben hinzugefügt.
Noch heute wird das Aufritzen der Haut zum Erstellen der Schmucknarben betrieben, auch wenn diese Tradition bei der jüngeren Generation aus der Mode gekommen ist.
Auch die Stülpmasken im Museum aus der Kultur der Makonde zeigen zum Teil diese Schmucknarben.
Der Volksstamm der Makonde (Süd-Tansania bzw. Nord-Mosambik) ist für herausragende Schnitzkunst, vor allem unter Verwendung des harten und schweren Ebenholzes, bekannt. Die Marienfigur im Museum wurde vom Schnitzer im Gesicht mit Schmucknarben verziert, um die Schönheit der Gottesmutter zu unterstreichen; der bei den Makonde ebenfalls traditionelle Lippenpflock wurde allerdings weggelassen.