Vier Terrakotta-Kopfplastiken (Ife, Nigeria)
Das Missionsmuseum St. Ottilien besitzt vier Gipskopien von Terrakotta-Kopfplastiken. Die Originale befinden sich noch heute im Besitz des Ethnologischen Museums in Berlin. Sie wurden vor rund 100 Jahren von dem berühmten Afrikaforscher Leo Frobenius in Ife, der heiligen Stadt der Yoruba in Südnigeria, erworben.
Über die in einem idealisierenden Naturalismus geschaffenen kleinen Kunstwerke weiß man noch immer sehr wenig. Möglicherweise stellen drei davon angesehene Persönlichkeiten oder sogar vergöttlichte Herrscher dar. Der kahl geschorene Kopf dagegen könnte ein Vertreter aus einem benachbarten Reich sein. Auch das Alter der Terrakotten ist noch nicht endgültig geklärt, da die wenigsten davon bislang bei archäologischen Grabungen gefunden wurden. Gemeinhin werden diese Arbeiten aber in den Zeitraum zwischen dem 12. und dem 16. Jahrhundert datiert.
Die Abgüsse des Missionsmuseums sind am Sockel signiert mit "Ife-Terrakotte der Frobenius-Expedition 1910".
Der Ethnologe und Afrikaforscher Leo Frobenius (1873-1938) sah die afrikanische Kultur der europäischen als gleichwertig an - eine zu damaliger Zeit ungewöhnliche Einstellung. Frobenius' Haltung zur afrikanischen Kultur deckt sich mit der Ansicht des Gründers von St. Ottilien und aller folgenden Erzäbte, dass Mission als Angebot nur wirksam sein kann, wenn Kultur, Religion, Sprache und Eigenart des Gegenübers wertgeschätzt und verstanden werden. Aus dieser Intention entstand das Missionsmuseum als Lehrsammlung für zukünftige Missionare.