Norbert (sein Taufname war Josef) Weber wurde am 20. Dezember 1870 in Langweid/Lech geboren. Er wuchs in einfachen Verhältnissen auf; durch die Tätigkeit des Vaters als Eisenbahnwärter zog die Familie häufig um.
Wie sein älterer Bruder besuchte der vielseitig begabte Josef das Priesterseminar in Dillingen. Sein Kontakt mit Studenten des Seminars aus St. Ottilien führte dazu, dass er sich immer mehr für die Mission interessierte. Nach der Priesterweihe trat er 1895 dann auch in St. Ottilien ein und erhielt den Ordensnamen Norbert.
Seine vielseitige Begabung wurde rasch erkannt und er wurde mit verschiedenen verantwortungsvollen Aufgaben im Kloster betraut. Als das Kloster zur Abtei erhoben wurde, wählte die Gemeinschaft von St. Ottilien am 18. Dezember 1902 den knapp 32-jährigen Pater Norbert Weber einstimmig zu ihrem ersten Abt.
Zum einen war Erzabt Norbert Weber darauf bedacht, die Präsenz der Missionsbenediktiner von St. Ottilien in Deutschland mit den Prioraten Schweiklberg und Münsterschwarzach auszubauen. Zum anderen stellte er sich großen Herausforderungen, sowohl in seinem eigenen Kloster als auch in der Mission im damaligen Deutsch-Ostafrika und in Korea, für die er ebenso verantwortlich war.
Zur Arbeitsüberlastung aufgrund seiner vielfältigen Aufgaben kam Ende der 1920er Jahre eine enorme Schuldenlast, die durch eine missglückte Investition in ein Waldgut in Österreich entstanden war. Erzabt Norbert Weber zog sich 1930 aus der Leitung der Erzabtei zurück und legte 1931 das Amt des Generalsuperiors nieder. Er lebte bis zu seinem Tod am 3. April 1956 in der Missionsstation Litembo in Tansania, wo er sich neben seelsorglichen Aufgaben auch künstlerisch betätigte.
Ein Rundgang im Missionsmuseum führte zu insgesamt 10 Stationen, die in besonderer Weise mit Erzabt Norbert Weber verbunden sind. Ob als Künstler, Fotograf und Filmemacher, Religions- und Volkskundler, Ethnologe – in der Ausstellung lassen sich viele Spuren der Begabungen und Interessen Norbert Webers entdecken. Das Begleitheft zur Ausstellung finden Sie hier zum Download.
Die Sonderausstellung am Ende des Rundgangs (Station Nr. 10) zeigte die persönlichen Insignien des ersten Erzabtes von Sankt Ottilien aus seiner Rolle als Abt und religiöser Vorsteher seiner Gemeinschaft.
Wappen
Wie alle Äbte von St. Ottilien gestaltete Norbert Weber ein Wappen, das sich an seinen Wahlspruch anlehnte: "Ave Maris Stella" (Meerstern, sei gegrüßt). Diese Anrede Mariens aus dem Hymnus der Vesper an Marienfesten spiegelte nicht nur die Marienfrömmigkeit des neuen Abtes wider. Sie war auch Ausdruck seiner Hoffnung, dass er das noch junge "Klosterschiff" gut steuern werde durch die Stürme der großen Herausforderungen, sowohl in seinem eigenen Kloster als auch in der Mission im damaligen Deutsch-Ostafrika. Der Mönch im kleinen Segelboot, das seinen Kurs nach dem Meerstern ausrichtet, mag ein Afrikamissionar sein.
Mönch – und Missionar: in diesem Spannungsfeld stand die wachsende Kongregation der Missionsbenediktiner von Sankt Ottilien. Die Mönche sahen sich einerseits dem Erbe des Heiligen Benedikt verpflichtet, das die monastische Lebensweise betont: Leben in einer Gemeinschaft im Kloster.
Die Missionare standen jedoch andererseits vor den Herausforderungen der "Erstmission" in einem riesigen Gebiet, welches das Christentum noch nicht kannte. Dort lag es zunächst nahe, die christliche Botschaft durch Gründung kleiner Missionsstationen weit ins Land zu bringen.
Pontifikalstuhl
Der Pontifikalstuhl von Erzabt Norbert Weber zeigt sein Wappen und seinen Wahlspruch "Ave Maris Stella".
Die Abkürzungen im unteren Teil des Wappens, traditionelle Inschriften auf dem sogenannten Benediktuskreuz, lauten:
- CSSML = Crux Sancta sit mihi lux (Das Hl. Kreuz sei mir Licht)
- NDSMD = Non draco sit mihi dux (Nicht der Drache sei mir Führer).
Mitra
Die Mitra von Norbert Weber ist mit dem Tiersymbol seines Namenspatrons Norbert von Xanten versehen, einer Spinne. Die Legende erzählt, der Heilige habe eine giftige Spinne, die in den Messkelch gefallen war, voll Vertrauen auf die Kraft der hl. Kommunion mitgetrunken.
Velum
Das kostbare Velum, ein liturgisches Schultertuch, mit dem der Priester die Monstranz mit der geweihten Hostie hält. Der seine Jungen mit seinem eigenen Blut nährende Pelikan ist ein in die Antike zurückreichendes Christussymbol.
Altarpult
Das Altarpult für das Messbuch mit kostbaren Intarsien (Einlegearbeiten) wurde in der Ottilianer Schreinerei gefertigt.
Insignien des Abts
Im Mittelalter wurden die Äbte vielfach den Bischöfen gleichgestellt. Von daher rührt die Tradition, dass bis heute dem Abt eines Klosters bischöfliche Insignien zustehen, die er insbesondere im sogenannten Pontifikalamt benutzt, der festlichen Eucharistiefeier, welcher er vorsteht.
Abtsstab
Krümme (= oberer Teil eines sog. Krummstabs) des von Norbert Weber benutzten Abtsstabs aus vergoldetem Metall mit Elfenbeinverzierungen.
Brustkreuz
Brustkreuz (Pectorale) von Erzabt Norbert Weber.
Abtsring
Auf dem Ring ist Erzabt Norbert Webers Wappen abgebildet: ein sich nach dem "Meerstern" orientierendes Schiff, darunter das Kreuz.
Pontifikalschuhe
Von Erzabt Norbert Weber im Pontifikalamt getragene Schuhe aus Brokat mit Stickerei.