AFRIKANISCHE PUPPEN - ZWISCHEN RITUAL UND SPIEL
Eine Auswahl aus der Kollektion Wickler und dem Museumsdepot
Während im europäischen Kulturraum Puppen ausschließlich als Spielzeug für Kinder oder als Sammlerobjekt für Erwachsene dienen, gehören Puppen in Afrika zum Kulturgut vieler Ethnien.
Afrikanische Puppen lassen sich in zwei Kategorien einteilen – als Spielzeug oder als Objekt, das in einem rituellen Kontext verwendet wird. Die Übergänge zwischen Spielzeug und Ritualobjekt sind manchmal fließend - eine Puppe kann beide Funktionen ausüben, oder die Bedeutung ändert sich unter bestimmten Bedingungen.
Puppen sind also nicht nur Spielsachen für kleine und heranwachsende Mädchen, sondern verkörpern die sozialen und religiösen Werte der Gemeinschaft. Sie dienen als Medium zwischen den Lebenden und der Welt der Geister und übernatürlichen Kräfte und werden manchmal auch als Ritualobjekt bei der Heilung von Krankheiten eingesetzt.
Puppen sind in allen sozialen Schichten fester Bestandteil des täglichen Lebens. Manche Puppen sind für Frauen und heranwachsende Mädchen auch Glücksbringer, die reichen Kindersegen bringen sollen. Denn Kinder haben große Bedeutung – sie sichern nicht nur die Generationenfolge, sondern ermöglichen den Verstorbenen durch Opfer und Verehrung, in die Welt der Ahnen zu gelangen. Die Puppen aus der Sammlung Wickler und dem Museumsdepot aus unterschiedlichen Regionen Afrikas zeigen eine große Vielfalt an Formen und Materialien.
Tänzerpuppe
Likishi-Tänzerpuppe der Luvale, Mbunda und Chokwe.
Nach Abschluss der Initiation der Knaben treten Tänzer als Repräsentanten der Ahnengeister auf (Sambia)
Fruchtbarkeitsfiguren
Fruchtbarkeitsfiguren der Elfenbeinküste.
Knochenfigur
Iginga-Knochenfigur der Lega aus dem Kongo.
Bei Initiationsfeiern zum Aufstieg in einen höheren sozialen Rang vermitteln Lehrer anhand der Figuren die Geschichte der Ahnen und die wichtigen moralischen und kulturellen Werte.
Puppe der San
Puppe der San (Namibia).
Der Begriff "San" umfasst mehrere Ethnien im Gebiet des südlichen Afrika und geht auf eine Bezeichnung der Nama Südafrikas zurück.
Fruchtbarkeitspuppe
Fruchtbarkeitspuppe mwana hiti (= hölzernes Kind) der in Kenia lebenden Turkana.
Die Puppe wird vom Vater für die Tochter geschnitzt und von der Mutter verziert, sie dient dem Mädchen zur Einübung der Mutterrolle.
Ikoku-Puppe
Ikoku-Puppe der Turkana (Kenia) aus drei zusammengewachsenen Früchten der Doum-Palme.
Mütter fertigen die Puppen für ihre Töchter zum Spielen an, junge Frauen tragen sie als Amulett.
Schöpfermutter
Figurinen der Schöpfermutter Akua-ba der Ashanti (Ghana).
Solche Fruchtbarkeitsfiguren werden von Frauen mit Kinderwunsch getragen, auch in Form eines Kamms im Haar.
Fruchtbarkeitsfiguren der Samburu
Fruchtbarkeitsfiguren der Samburu (Kenia) aus gebranntem Ton.
Solche Figuren dienen als Anschauungsobjekte bei der Vermittlung der Themen Familienleben und Fruchtbarkeit.
Perlenbesetzte Zulu-Puppen
Perlenbesetzte Zulu-Puppen (KwaZulu Natal, Südafrika):
Die größeren Puppen werden in Fruchtbarkeits- und Heilungszeremonien oder als Amulett für Kindersegen benuttz und werden heute auch im Auto als Schutz vor Unfällen aufgehängt.
Die kleinen Püppchen aus Glasperlen und Draht symbolisieren den Stolz auf eigenen Kinderreichtum, aber auch die Klage über die aufs Kinderkriegen reduzierte Rolle der Frau.
Frauenfigur
Frauenfigur mit Kind der Zulu (Südafrika).
Xhosa-Trachtenpuppe
Weibliche Xhosa-Trachtenpuppe mit der typischen Kopfbedeckung, die aus Respekt vor dem Familienoberhaupt getragen wird (Prov. Ostkap, Südafrika).
Figur mit Maske
Figur mit Maske aus Bast und Rinde, vermutlich zur Initiation verwendet (Sambia).